“Slow Food” kennt jeder. Auch “Slow Living” ist ein Lebens- und Wohnstil und eine Antwort auf Erschöpfung und Dauerstress.
Hier erfährst du, wie du mit Slow-Living leichter aus dem “Höher, schneller, weiter” kommst, deinen Alltag entschleunigst und wieder Energie und Lebensfreude zurückgewinnst.
INHALTSVERZEICHNIS
Das Wichtigste in Kürze
Mach weniger und fühle mehr
Dein Tag ist randvoll mit To-Do-Listen, und du jagst von Termin zu Termin. Dabei vergisst du, wie sich Entspannung anfühlt. Slow Living bedeutet: Einfach mal die Pausetaste zu drücken. Zum Beispiel, indem du bewusst riechst, wie deine frisch gewaschene Bettwäsche duftet, oder ein Ahornblatt beobachtest, das langsam von einem Baum segelt. Kleine achtsame Momente machen den Unterschied.
Reduziere, um durchzuatmen
Unsere Häuser sind oft vollgestopft – und wir gleich mit. Wie im Außen so oft im Innen. Was du tun kannst: Sortiere aus. Weniger besitzen, dafür mehr genießen. Warum? Weil weniger Kram dich nicht nur entlastet, sondern dir auch Zeit schenkt. Zeit, die du für Wichtigeres nutzen kannst. Probiere es mal mit einem Gang um den Block, statt zur Entspannung was bei Amazon zu bestellen, was du schon morgen vergessen hast.
Finde deinen Rhythmus.
Das Wichtigste? Dein eigenes Tempo. Niemand sagt, dass du perfekt oder schnell sein musst. Gönn dir deinen Morgen ohne Smartphone. Setz dich mit einer Tasse Tee hin und höre einfach mal deinen Kindern zu. Es geht nicht darum, alles richtig zu machen, sondern darum, dich wieder wohl in deinem Leben zu fühlen. Fang klein an, Schritt für Schritt.
1. Warum der Lebensstil des Slow Living ein Dauerthema ist
Du fühlst dich schon lange überfordert, gestresst und überreizt? Verstehst nicht, wie andere auf Linkedin und Instagram dir vormachen, dass immer noch was geht? Du denkst: “Wenn die das machen, warum geht das nicht auch bei mir?”
Höher, schneller, weiter? Glücklich strahlende Menschen, die dir mit dem richtigen Label auf der Brusttasche und der Skyline von Dubai im Rücken vormachen, was quasi über Nacht so alles gelingt.
Irgendwie gemein, dass du dir immer wie von Gestern vorkommst. Das setzt dich unter Druck. Du hechelst so gut es geht hinterher, doch den Wettlauf kannst du nicht gewinnen.
Du bist immer unzufriedener und gedanklich selten bei der Sache. Wenn dir deine Kinder was Selbstgebasteltes zeigen, blickst du kurz von deinem Smartphone auf. Und manchmal möchtest du nur noch stundenlang – einfach so – aus dem Fenster gucken und jedem roten Ahornblatt dabei zusehen, wie es langsam zur Erde segelt und in einem bunten Blätterberg verschwindet.
Schnell To-Do-Listen abzuarbeiten und keine Zeit zu haben ist immer noch Statussymbol und Dauertrend. Überforderung ein Tabu-Thema, weshalb lange keiner so richtig darüber gesprochen hat. Die Überholspur auf Dauer macht auch krank. Die Antwort ist Slow Living: Rechts fahren ist entspannter, außerdem sehr ich mehr von der Landschaft. Was nichts anderes bedeutet, als mehr Dinge in deinem Tempo zu machen und dabei zu beobachten, wie es dir geht. Nicht umsonst ist dies ein wachsender Trend, der immer mehr Menschen gewinnt.
Wenn sich ein Trend länger hält, fallen die Menschen auf, die aus Überzeugung nicht mitmachen. Und schon entsteht durch die wachsende Anzahl an Menschen ein neuer Trend: ein Gegentrend – Slow Living (auch Mindful Living genannt).
2. Wie “Slow Living” aus der “Slow Food” Bewegung entstand
Madonna Mia! Da hat doch McDonald’s einfach eine Filiale auf der Piazza Navona in Rom eröffnet. Was war da los? Carlo Petrini platzte der Kragen. Nicht mit ihm. Das war 1986. Der Beginn der Slow Food Bewegung, als die Antwort auf den weltweiten Fast Food Vormarsch.
Fast Food? Schnelles Essen? In Italien? In dem Land, wo mittags nichts mehr geht, weil sich jeder genussvoll Zeit zum Essen nehmen sollte – quasi als Pflichtprogramm? Nicht mit Carlo Petrini. Seine Antwort: Ein Protestessen mit traditionellen italienischen Gerichten auf der spanischen Treppe in Rom. Den Kulturbanausen würde er es schon zeigen.
Denn Genuss braucht Zeit und hat nichts mit dem zu tun, was da fix in fünf Minuten aus Pappschachteln und im Stehen runtergeschlungen wird – und überall auf der Welt gleich schmeckt. Basta! Die italienische Küche war in Gefahr.
2006 gründete er schließlich in Paris offiziell seine Slow Food Bewegung. Seitdem ist Slow Food eine internationale Vereinigung mit ungefähr 80.000 Mitgliedern in 150 Ländern auf allen Kontinenten. 75 % der Mitglieder sind in Europa.
SLOW ist auch das Akronym für:
S – Sustainable = nachhaltig
L – Local = regional
O – Organic = biologisch
W – Whole = ganzheitlich
Das Logo von Slow Food ist nicht zufällig die Weinbergschnecke 🐌 als Symbol der Langsamkeit. Slow Food definiert sich seitdem über folgende Punkte:
- Genussvolles und bewusstes Essen wieder als Kulturgut in die Köpfe bringen
- Regionale und saisonale Küche, um geschmackliche Vielfalt zu erhalten
- Gerichte aus heimischen pflanzlichen und tierischen Zutaten
- Genussvoll achtsames Essen an einem liebevoll gedeckten Tisch – in Gemeinschaft und bei bester Bilderbuchlaune.
- Lokale und traditionelle Herstellung und Verkauf unter guten Arbeitsbedingungen
- Abfallvermeidung und Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe
- Der Maßstab der “Neuen Gastronomie”: gut, sauber und fair
- Inhabergeführte Gastronomie
WIE DARAUS SLOW LIVING ENSTAND
Erst galt es, sich wieder mehr Zeit für die Zubereitung und den Genuss von Essen aus guten Zutaten zu nehmen. Dann wurde die mentale Stoptaste weiter gedacht. Logisch. Zeit zum Essen und der Rest des Tages im Hochleistungs-Hustle-Modus? Das ging nicht zusammen. Das war nicht zu Ende gedacht und kündigte Slow Living bereits an:
Langsamer machen und eine neue innere Einstellung zu anderen Lebensbereichen gewinnen: mehr Augenblicke genießen, mal nur aus dem Fenster gucken und ohne schlechtes Gewissen nichts tun. Achtsamer mit sich, seinen Mitmenschen und der Umwelt umgehen, verantwortungsvoller konsumieren – weil gesund und nachhaltig.
Denn so viel war klar: Wer sich Zeit für langsames Essen nimmt, hat eine andere Haltung zu Zeit und zu Dingen, die ihm wichtig sind. Ist aber nicht so einfach und gelingt mir an vielen Tagen auch nicht. Beobachte dich einfach mal.
Der tägliche Wahnsinn – auch deiner?
- Immer mehr Menschen sitzen vor ihren vollgestopften Kalendern und fragten sich nach dem Sinn. Erst recht wenn sie sich zuhause umsehen: Große Häuser, viele Möbel, volle Schränke – nichts anzuziehen – und trotzdem fühlt es sich immer leerer an. Und gemütlich finden sie ihr Zuhause auch nicht.
- Wir haben inzwischen für fast alles ein technisches Gerät. Wir möchten mit der Technik mithalten und haben trotzdem keine Zeit. Wir wollen aber nicht wahr haben, dass wir unseren Körper nicht ohne Quittung austricksen können: Schneller, Effizienter und am besten auf der Überholspur – das geht nicht lange gut.
- Nichts verpassen: FOMO – Fear of Missing Out, die Angst, etwa zu verpassen, nagt.
- Kennst du das? Du wolltest nur schnell nach einem Rezept für Kartoffelsuppe sehen, dann hast du endlich DIE Salbe für Gelenkschmerzen entdeckt, schnell den Trailer zum neuesten Film mit Julia Roberts angesehen, dann Tipps für glänzendes Hundefell ausgedruckt und am Ende nicht mehr gewusst, wo du noch mal das tolle Suppenrezept gefunden hattest?
- Zeit sparen ist immer noch cool – alles muss fix gehen. “Ich muss noch schnell…” – Wer kennt diesen bescheuerten Satzanfang nicht? Alles fix erledigen. Da hast du gleich viel mehr Platz im Kalender – für noch mehr Termine und noch längere To Do Listen.
- “Langsam” klingt doch so negativ? Statt dich für scheinbar verplemperte Zeit schuldig zu fühlen, einfach mal denken: “Macht doch nix, wenn es länger dauert. Ich komme beim Wäschehängen immer auf die besten Ideen.”
- Schon Vorschulkinder sind getaktet. Trödeln? Einfach mal so Löcher in die Luft starren oder staunen, wie sich Häuser und Bäume in einer großen Pfütze spiegeln? Vielleicht später. Denn die Mama bringt dich gerade zum Englischkurs für Vorschulkinder. Und danach hast du Ballett.
- Ein Gipfel dieses Zeitoptimierungswahns waren dann Tipps zum Thema “Weniger schlafen”. Als ich vor zehn Jahren noch mein Einrichtungslabel lineaRIVA hatte, hab ich diesen Quatsch tatsächlich (kurz) selbst mal probiert. Inzwischen hat jeder (auch ich) begriffen, dass Schlaf nicht zu ersetzen ist.
NIMM DIR ZEIT FÜR DEIN ZUHAUSE!
Hol dir monatliche Tipps & Inspirationen
für dein Zuhause!
Zur Begrüßung bekommst du meinen
ESSENTIAL GUIDE
ENDLICH ZUHAUSE WOHLFÜHLEN
3. Was Slow Living ist und wie es dein Leben verbessern kann
Beobachte dich mal. Anzeichen dafür, dass dein Reset längst überfällig ist, können sein:
- Du hast eine immer stärker werdende Sehnsucht nach “Weniger”.
- Du wünschst dir, dein Alltag wäre leichter und unkomplizierter.
- Du bis wegen deiner Lebensweise ständig müde, erschöpft und gereizt.
- Du hast ein schlechtes Gewissen, wenn du Pausen machst
- Du ertappst dich dabei, dass du folgende Sachen googlest:
- Stress abbauen wie?
- Was hilft, chronischen Stress abzubauen?
- Was sind Möglichkeiten, um chronischen Stress abzubauen?
- Wie baue ich Dauerstress ab?
- Wie baue ich am Wochenende Stress ab?
Slow Living ist ein Lebenskonzept, mit dem du chronischen Stress abbauen und Burnout-Gefahr abwenden kannst:
Es bedeutet, wie der Minimalismus auch, einen achtsamen Umgang mit deinen Sinneswahrnehmungen und mit allen Belangen des Alltags: Langsamer machen und sich nicht dauernd mit zu vielen Dingen, Aufgaben und Gedanken vollzustopfen und zu belasten. Vor allem zu Hause.
Slow Living schult deine Fähigkeit, wieder Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und “Nein” zu sagen zu allem, was zu schnell ist und über dein definiertes “Genug” hinausschießt. Im Ergebnis kommst du besser zur Ruhe, denn du hast beispielsweise gelernt, dass dir bei Stress ein Spaziergang mehr bringt als ein impulsives Shopping bei Amazon.
Slow Living heißt daher auch: Dir die Zeit zu nehmen, um mal wieder alle fünf Sinne zu benutzen, statt sie verkümmern zu lassen und achtsamer darin zu sein, was du gerade wirklich brauchst:
- Bewusst Hinsehen – um zu staunen, was du entdeckst, wenn du dir die Zeit dafür nimmst. Beispielsweise kannst du dir beim Spazierengehen mal unterschiedliche Blattformen ansehen.
- Bewusst Hinfühlen – um rauszufinden, was sich gut anfühlt. Beispielsweise kannst du statt Fast Fashion Kleidung aus Kunstfaserstoffen hochwertigere Baumwolloberteile tragen oder für den Winter in einen langlebigen, kuschelweichen Kaschmirpullover investieren.
- Bewusst Hinschnuppern – statt gute Düfte und Echtes zu unterschätzen. Freu dich mal bewusst über den Duft gewaschener Bettwäsche oder über eine frisch gepellte Mandarinenschale. Lass sie in der Küche liegen, so lange sie ihren Zitrusduft verbreitet.
- Bewusst Hinschmecken (statt nebenbei zu essen). Kauf mal einen noch sandigen Biosalat statt aus Gewohnheit zum plastikverpackten Eisbergsalat zu greifen. Ja, den Biosalat musst du waschen. Dafür wirst du mit Salat belohnt, der grün, leicht bitter und leicht nussig schmeckt.
- Bewusst Hinhören (statt pausenlos zu reden). Mal Naturgeräusche lauschen. Der Freundin wirklich zuhören, sie ohne Unterbrechungen reden lassen. Sie dabei anzusehen, statt auf’s Handy zu schielen.
- Bewusst und mit einem guten Gefühl konsumieren – bei Lebensmitteln, Kleidung und Wohnen – mehr auf Qualität achten. Dinge zu haben, die altern dürfen und sich reparieren lassen = weniger Rohstoffverbrauch = weniger Transportemissionen = weniger Müll.
MEIN INTERVIEW
ZEIT FÜR SLOW LIVING
Lies dazu mein Interview im
dm Magazin alverde
Hier gehts zum Interview
4. Wie du Slow Living in dein Leben integrieren kannst
Stell dir vor: du kommst abends nach Hause und kannst dich entspannt zurücklehnen, hast einen schönen Spieleabend mit deiner Familie, schläfst gut ein und wachst erholt auf. Du denkst: “Wie genial. Das wär’s.”
Du hast nicht das Gefühl, eine Serie oder eine Quiz-Show verpasst zu haben. Du merkst, dass dir bildschirmfreie Zeit gut tut. Außerdem gestaltest du lieber dein eigenes (Familien)Leben als anderen beim Leben zuzusehen und das eigene zu verpassen. Klingt gut?
Du fragst dich vielleicht?
- “Wie soll das gehen?”
- “Einfach so sein Leben verändern?”
- “Was sagen denn die anderen dazu?”
- “Und überhaupt. Das Geld wächst schließlich nicht auf Bäumen.”
- “Von nichts kommt nichts.”
- “Kürzer treten? Ausgerechnet jetzt?”
- “Weniger arbeiten?”
- “Kleineres Haus, kleinerer Garten – dafür weniger Aufwand?”
- “Weniger Kurse und Ausstellungen in der Freizeit?“
Dinge zu belassen, ist einfacher. Schlechte Routinen sind vertrauter als jede Veränderung in eine unbekannte Richtung. Zumal wir da so reingewachsen sind. Schon als Kinder (vor allem als Babyboomer) haben wir gelernt, “gut” mit Zeit umzugehen. Schnell sein ist wertvoll. Langsam sein ist schlecht.
FOLGE MIR AUF
PINTEREST
Heißt genau:
- Nicht trödeln
- Schneller machen
- Termine neben der Schule haben
- Bestzeiten im Sport zu haben
- Eine durchgetaktete Woche inklusive Wochenende zu wuppen
Warum?
Weil man das eben so macht. So funktioniert nun mal unser System. Das hat sich ja schon für vorige Generationen bewährt. Das kann man gar nicht früh genug lernen. Punkt. So lange du dein Hamsterrad nicht in Frage stellst und stattdessen sogar noch mehr in deine Woche packst, ändert sich nichts.
Doch wie machst du das jetzt?
Mach dir zuerst klar, dass es um dich geht und nicht darum, was andere von dir denken könnten. Nimm dir ein Blatt Papier und schreib auf, was dir in den Sinn kommt. Finde deine Stresspunkte und deine inneren Widerstände raus und frag dich:
- “Was genau nervt und stresst mich jeden Tag?”
- “Was gibt mir Energie? Was raubt mir Kraft?”
- “Welche Menschen geben mir Energie? Welche Menschen geben mir Kraft?”
- “In welchen privaten und beruflichen Situationen geht es mir gut und nicht so gut?”
- “Wo treibe ich mich selbst an und verlange ich mir zu viel ab?”
- “Wie würde sich eine Veränderung, zum Beispiel mehr Pausen, anfühlen?”
- “Wo würden 80% auch genügen, statt mich mit 100% selbst maßlos unter Druck setzen?”
- “Was könnte ein Minischritt sein, an einem Punkt was zu verändern, um Stress rauszunehmen?”
- “Was hat mich bisher daran gehindert, mein Bedürfnis nach “weniger” umzusetzen?”
Finde raus, wie du mit dir sprichst, wenn du dich selbst unter Druck setzt oder in Situationen bleibst, die dich maßlos stressen. Sind es Sätze wie:
- “Nur wer hart arbeitet, darf genug Geld verdienen.”
- “Ich habe nicht genug Zeit für…”
- “Ich habe nicht genug Geld für…”
- “Ich muss 100% geben.”
- “Ich kann das nicht.”
- “Das können nur die anderen.”
- “Arbeit macht nun mal keinen Spaß.”
- “Ohne Fleiß kein Preis.”
- “Von nichts kommt nichts.”
- “Wenn doch schon Freitag wäre.”
- “Ich darf keine Fehler machen.”
Ich bin kein Coach und auch kein Therapeut. Doch ich bin Babyboomer und Kriegsenkelin und habe leider sehr früh einen hirnrissigen Drill, preußische Erziehung und “einen bewährten Umgang” mit Zeit gelernt – und zwar von fast allen aus meiner Familie.
Leistung war damals A und O. Was? Nur so anfangen und dann wieder aufhören? Wo kämen wir da hin? Wer was anfängt, muss es auch zu Ende machen. Was zur Folge hatte, dass ich jedes Hobby bis zum Wettbewerb betrieb und es dann total entnervt hinschmiss – weil vom anfängliche Freizeitspaß schon lange nicht mehr die Rede war. Apropos Freizeit: „Erst die Arbeit, dann das Spiel“.
Leistung statt einfach nur so zu schwimmen oder zu musizieren. Ich wollte nicht monatelang auf meine Streifzüge durch die Natur oder auf Zeit mit Freunden nach der Schule verzichten. Nur, um im Solo, Duo oder im Orchester ein Außenthermometer auf einer Solnhofer Kalksandsteinplatte zu bekommen. Das Geschenk für meinen 1. Platz bei irgendwelchen Bayerischen Meisterschaften. So schmiss ich einiges hin, weil ich keinen Sinn mehr darin sah – und der Spaß daran schon lange vorher auf der Strecke geblieben war.
Ich will heute immer noch möglichst viel und schnell erledigen. Doch inzwischen bemerke ich es und bin besser in Pausen geworden. Ich verteidige auch meine täglichen Spaziergänge ohne Smartphone. Manchmal erinnert mich auch eine gute Freundin daran, wenn ihr bei meinen Ideen wieder mal schwindelig wird. Ich arbeite jedoch regelmäßig mit einem Coach, um mir meine Vorstellung von “langsamer” systematisch zu erhalten.
Nicht zuletzt hilft mir mein Zuhause dabei, besser abzuschalten. Denn mein Einrichtungsstil ist natürlich, minimalistisch und trotzdem mega gemütlich. Einfach entspannend.
In diesem Artikel erfährst du, wie du deine Wohnung minimalistisch und gleichzeitig mega gemütlich einrichtest.
Hier liest du, wie du deine Räume umgestaltest und mit SLOW LIVING zuhause entschleunigen kannst.
Lass uns per NEWSLETTER in Kontakt bleiben!
Hol dir monatliche Tipps & Inspirationen für dein Zuhause.
Zur Begrüßung bekommst du meinen ESSENTIAL GUIDE
ENDLICH ZUHAUSE WOHLFÜHLEN
5. Wie du mit guten Routinen Slow Living zur Gewohnheit machst
Achte darauf, wie freundlich und konstruktiv du mit dir sprichst:
Wenn du rausgefunden hast, welche Sätze bei unpassender Gelegenheit in deinem Kopf aufploppen, begrüße sie erst mal wie alte Bekannte: “Ach, du schon wieder? Langeweile? Wollen wir mal sehen, was wir heute mit dir machen…”
Der zweite Schritt wäre, diesen Sätzen die Wucht zu nehmen, die sie offenbar haben. Also Kraft raus und den Satzinhalt in Frage stellen und umdrehen. Beispielsweise kann aus “Ich darf keine Fehler machen” der Satz: “Nur wenn ich Fehler machen darf, probiere ich Neues aus und kann dazu lernen und mich weiter entwickeln”.
Eine Technik, mit der du genau diese Klabautermänner in deinem Ohr vertreibst, stammt von Byron Katie.
Je besser du mit der Zeit darin wirst, konstruktiv mit dir zu sprechen, desto weniger Energie verlierst du dabei, dich an alte Familienideale zu halten, die mit dir, deinem Leben und deinem Alltag nichts zu tun haben.
Schaffe dir gute Routinen an und werde kreativ, um sie dir zu erhalten:
Jeden Tag Stunden auf facebook zu verdaddeln ist auch eine Routine. To-Do-Listen voll zu knallen, eine andere. Frag dich, wo du Routinen hast, die dir nicht gut tun und überlege dir, welche du davon zuerst verändern möchtest. Menschen lieben Routinen und Gewohnheiten, denn sie laufen automatisch ab und sparen Energie. Alles Neue ist unbekannt und nimmt dir Energie. Was macht also dein Körper? Er trickst dich aus und will zurück, egal ob es dir gut tut oder nicht. Du fällst fix in alte Routinen zurück.
Ich bin vor etwas einem Jahr beispielsweise mit einer neuen Morgenroutine gestartet. Weil ich fand, dass ich sie mir leicht aneignen kann und am meisten davon profitier. Was hab ich gemacht? Mein Smartphone bleibt für die ersten Stunden des Tages im Flugmodus. Wenn ich morgens rudere, dann mache ich das in der Stille bei geöffnetem Fenster. Kein Radio, keine Nachrichten, keine Werbung – dafür Naturgeräusche und ein paar wegfahrende Autos. Auch beim Duschen bleibt das Radio aus. Ich konzentriere mich auf das Wasser – erst lauwarm, dann sehr kalt – und auf den frischen Zitrusduft meiner Grapefruitseife.
Nach einem gesunden Müsli halte ich meine Schreibroutine ein – wenigstens ein bis zwei Stunden: Blog, Newsletter, Tipps für Kunden,
redaktionelle Beiträge für Wohn- und Achtsamkeitsmagazine. Ich trickse mich aus mit einer Fokus-App, mit der ich später weiter produktiv bei einer Sache bleiben kann. Emails lese und bearbeite ich erst am späten Vormittag.
Worin ich noch nicht so gut bin: sobald ich für ein paar Tage weg war, ist der erste Tag holprig. Ich nenne diese Tage zwischen außergewöhnlichen Terminen und den routinierten Tagen: “Puffertage”. An Puffertagen darf alles sein. Diese Zeit für Ankommen, Lage peilen und neu ausrichten auf das, was für meine Kunden wichtig ist, nehme ich mir. Gerade wenn du, so wie ich, hochsensibel bist, ist diese Zeit so wertvoll. Denn an Puffertagen sammelst du neue Energie und gönnst dir dein Tempo.
Wie du dir langsam weitere, gute Gewohnheiten aneignest und wie daraus gute Routinen werden:
- Dich abends erst mal mit deinem Mann bei einer Tasse Tee zusammensetzen, statt sofort zur Waschmaschine zu hechten. Das kleine Ritual festigt eure Beziehung sicher mehr als die Gewalttour: “Wir müssten mal wieder was für uns tun.”
- Bewegung ist gut, um Stress abzubauen. Fünf neue Termine im Kalender signalisieren aber erst Mal Stress und noch mehr Überforderung – mehr statt weniger. Statt dir also vorzunehmen, fünf mal die Woche zum Fitness zu gehen, starte mit zwei Mal und einer überschaubaren Zeit im Studio. Geh anfangs vielleicht nur 15 Minuten auf den Crosstrainer und mach dann jedes Mal nur eine Minute länger. Schnuppere in einen Anfängerkurs rein und sieh, was dir wirklich Spaß macht und wo du gern dranbleiben willst.
Eigne dir gute Systeme an, die dich in deinen Routinen unterstützen:
- Lästiges: Du magst beispielsweise keine Buchhaltung und Bügeln schon mal überhaupt nicht. Also hast du die Möglichkeit, sie machen zu lassen statt dich damit rumzuplagen.
- Aufschieberitis: Jeder hat irgendwas, was er gerne vor sich herschiebt und dafür gute Ausreden findet. Mach es entweder wie oben: Delegiere, oder überleg dir, was dich daran hindert, anzufangen. Denn jedes Mal, wenn du so eine Aufgabe fertig hast, war es gar nicht so schlimm, oder? Es kann sein, dass du dir zu viel auf ein Mal vornimmst und daher erst gar nicht anfängst. Vielleicht sind dir die einzelnen Schritte für die Erledigung gar nicht klar?
- Zuerst sollte deine Umgebung zur Aufgabe passen. Wenn du eh schon weißt, dass der Raum zu laut ist, in dem du gerade starten willst, dann ist Frust schon eingebaut. Sorg besser gleich für die richtige Umgebung.
- Stell einen Timer auf zehn Minuten. In der Zeit notierst du dir die einzelnen Schritte, die es für die Erledigung ganz realistisch braucht.
- Dann stellst du alles bereit, was du dafür brauchst. Schon die Suche nach Gegenständen hindert dich, anzufangen. Besser du hast alles an seinem Platz. Zum Beispiel: Locher, Hefter, Stifte, Papier, Taschenrechner u.a. wenn du das eh dauernd brauchst. Erleichtere dir solche Routinen mit einem Home Office, das zu deiner Arbeitsweise passt.
- Stell den Timer ein zweites Mal und starte mit dem ersten Punkt auf deiner Liste. Bleib dran wenn du jetzt schon angefangen hast. Trag dir im Kalender ein, wann du die nächsten Schritte erledigst.
- Jeden abgehakten Schritt streichst du mit deiner Lieblingsfarbe durch. Denn Fortschritt motiviert.
- Lass die begonnene Aufgabe in deinem Blickfeld, sonst geht sie unter wenn anderes dringlicher aussieht.
- Verteidige die Zeit, die du dir dafür geblockt hast.
- Sind erst mal wieder Wochen vergangen, raubt dir der Neustart mehr Kraft als das Dranbleiben.
- Kleine abgehakte Schritte motivieren dich mehr als ein einziger Berg, bei dem du nicht weißt, wo der Weg auf den Gipfel beginnt und welche Etappen du zum Ziel nehmen musst.
- Belohne dich, klopf dir auf dir Schultern wenn du dich am Ende über die Erledigung freust.
Plane, so gut und realistisch wie möglich:
Ja, zugegeben. Die Binsenweisheit haut dich jetzt bestimmt nicht vom Hocker. Doch die meisten Menschen sind Weltmeister darin, sich selbst unter Druck zu setzen und vieles “auf den letzten Drücker” zu erledigen.
Für hochsensible Menschen ist das die totale Reizüberflutung. Realistisches Planen und das Zerlegen von Aufgaben in einzelne Schritte hilft dabei, es gesünder und langsamer anzugehen.
Statt “Garten neu anlegen” für ein Wochenende in den Kalender zu schreiben wäre folgendes besser:
- Ideen für neuen Garten sammeln.
- Ideen bewerten und die besten auswählen.
- Liste mit Lieblingspflanzen erstellen.
- Recherchieren, ob die bei dir wachsen würden (Schatten, Halbschatten, Sonne, Boden trocken, lehmig, sandig).
- Einkaufsquellen recherchieren – beispielsweise einen Gärtner, der auf Gräser spezialisiert ist, besuchen.
- Einkaufsliste mit Budget abgleichen.
- Neue Ideen mit den anderen Ideen abgleichen.
- Skizze von deinem Grundstück machen – wo soll welche Pflanze hin?
- Werkzeug checken. Fehlendes ausleihen oder kaufen.
- und so weiter
Ohne dich und deinen Garten zu kennen – du siehst selbst, dass das ein Projekt für mehr als ein Wochenende ist. Passiert mir aber auch ab und zu, dass ich in meinen Kalender Projekte statt Einzelaufgaben eintrage.
Das Planen und Umsetzen vieler Einzelschritte erledige ich für meine Kunden. Denn schneller als gedacht gehen bei vielen zu treffenden Entscheidungen Details, Zeitbedarf und der rote Faden verloren, wenn umgebaut, renoviert oder neu möbliert werden soll.
6. 20 Wege, wie du mit Slow Living auch als Hochsensibler Mensch deinen Alltag entschleunigst
- Starte ohne Radio und Smartphone in den Tag. Dafür mit einem schönen Gedanken und vielleicht mit ein paar Stretchübungen am Fenster.
- Stehe so rechtzeitig auf, dass du wirklich Zeit für ein gesundes Frühstück (an einem liebevoll gedeckten Esstisch) und für deinen Weg zur Arbeit hast. Denn wenn du morgens schon abgehetzt bist, dir noch die weiße Semmel beim Bäcker holst, nimmst du diese niedrige Energie mit in den Tag.
- Wenn du mit dem Zug zur Arbeit fährst, tauche ein in ein schönes Buch, statt dich mit brennenden Augen durch alle Feeds zu scrollen und dich mit den Perfects in Dubai zu vergleichen.
- Nutze Social Media Kanäle nur mit einem Zeitlimit. Das kannst du einstellen. Entfolge allem, was dir keinen Mehrwert gibt oder was nicht mehr relevant ist.
- Wenn du es beruflich nicht brauchst, dann bearbeite deine E-Mails nachdem du an deinem wichtigsten Projekt fokussiert gearbeitet hast.
- Geh in der Mittagspause wenigstens kurz ans Tageslicht. Denn es ist für unsere Gesundheit das beste Licht. Vor allem im Winter. So nimmst du auch bewusster die Jahreszeiten wahr und hast nicht das Gefühl, die Wochen und Monate rauschen nur so an dir vorbei.
- Versuche, immer zur gleichen Zeit Pause zu machen. Dein Körper liebt Routinen und dankt es dir mit mehr Energie.
- Nimm dir etwas Zeit für Begegnungen, wenn sie sich ergeben: auf einer Bank oder wenn du irgendwo wartest. Denn wir sind soziale Wesen und holen uns gerade über zwischenmenschliche Beziehungen ein gutes Gefühl.
- Kürze mit einer Einkaufsliste deine Zeit in Supermärkten ab, die eh nur deine Sinne mit akustischen und visuellen Reizen überfluten. Auch ein Überangebot stresst – vor allem wenn du gerade einen langen Arbeitstag hinter dir hast. Lerne, den Wochenmarkt zu lieben, auch wenn es dort teurer ist. Die Impulskäufe, die du dir im Supermarkt sparst, wiegen das auf. Ein Versuch ist es wert.
- Versuche, so viel wie möglich frisch und saisonal einzukaufen und zu kochen. Slow Food eben. So lebst du noch mehr mit der Natur und den Jahreszeiten. Wer freut sich im Juni schon auf Erdbeeren, wenn er sie das ganze Jahr ißt?
- Lerne Brot zu backen. Glaub mir, du wirst von Woche zu Woche besser und du willst kein anderes mehr essen. Wenn du dir Zeit für den Teig nimmst, wirst du automatisch in deiner Hektik ausgebremst – und mit einem leckeren Ergebnis belohnt.
- Wenn du isst, dann nimm dir Zeit zum Essen und Kauen. Lass Berieselung weg und bemerke, dass du automatisch weniger isst, wenn du eine Mahlzeit bewusster genießt. Noch besser natürlich: Gemeinsam essen mit Familie und Freunden.
- Bevor du anderen bei jedem Piep sofort hilfst und deine eigenen Vorgänge liegenbleiben, fokussiere dich auf deine Projekte und lass andere wissen, wann du Zeit für sie hast.
- Versuche, Schritt für Schritt an Aufgaben dranzubleiben. So bist du auch produktiver. Besonders wenn du hochsensibel bist, schüttest du bei Multitasking zu viel Cortisol aus. Da fühlst du dich gleich noch mehr gestresst und bekommst weniger geregelt. Dinge abzuschließen gibt dir mehr das Gefühl, dass du vorankommst.
- Stelle dein E-Mail Account so ein, dass du die Emails nur manuell abrufen kannst. Hab dafür einen Zeitplan: Beispielsweise am späten Vormittag, nach der Mittagspause und bevor du Feierabend machst. Halte das auch mit deinen privaten Emails so.
- Wenn dein Leben zu voll und zu schnell ist, dann überlege, was und in welchen Bereichen du noch loslassen möchtest. Eine volle Wohnung stresst zusätzlich und du brauchst mehr Zeit, um sie sauber zu halten.
- Lies in meinen Artikeln, wie du beim Wohnen die Ideen von Hygge und Minimalismus umsetzen kannst und wie du damit zu Hause für mehr Wohnqualität und optische Ruhe sorgst.
- Hab ein Hobby, bei dem du wieder lernst, dass manches seine Zeit braucht: Beim Backen, Töpfern, Häkeln, Stricken, Aquarellmalen oder Gärtnern lernst du wieder die positiven Seiten von Geduld und Langsamkeit.
- Nimm dir wenigstens an einem Tag in der Wochen nichts Festes vor. Entscheide spontan, wie du den Tag verbringen möchtest.
- Nimm dir ein paar Mal die Woche Zeit für dich: Fußbad, Maniküre, kurz in den Park, ins Museum, ins Café: dort einfach so dem Kommen und Gehen zusehen, hinhören, hinschnuppern, hinschmecken – du weißt schon. Einfach im Moment sein.
Schreib mir doch einfach, was du ausprobiert hast und wie es dir dabei ergangen ist.